Der große Vorteil von Computern gegenüber Schreibmaschinen ist der, dass Änderungen an einem geschriebenen Text einfach sind: Das hat sogar den legendären Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki zu der Überzeugung gebracht, dass Computer für Autoren eine nützliche Sache sind, nämlich, weil sie sie dazu ermutigten, ihre Texte gründlicher zu überarbeiten.

Besagten Vorteil genießt man mit jedem Textprogramm, sogar mit einem, das gar nichts kostet: Warum also sollte man sich überhaupt mit Software speziell für Autoren befassen?

Weil Texte zu erfassen und zu ändern nur eine Minimalanforderung ist, so, wie man von einem Auto mindestens erwartet, dass es fährt, die Richtung nach Wunsch ändert und auch kontrolliert wieder zum Stillstand gebracht werden kann. Darüber hinaus hätte man aber doch gerne auch eine Karosserie, die einen vor schlechtem Wetter schützt, dazu Rückspiegel, bequeme Sitze, Blinklichter, Scheinwerfer usw., und wenn man sein Auto beruflich viel nutzt, stellen auch Dinge wie Heizung oder Klimaanlage, ein Navigationssystem oder gar ein Taxameter keine Verschwendung dar.

Die zusätzlichen Funktionen, die man in normalen Textverarbeitungsprogrammen findet, zielen auf die Bedürfnisse von Büroanwendern ab: Es geht meist darum, relativ kurze Texte ästhetisch ansprechend zu formatieren, wofür eine Vielzahl verschiedener Schriftarten in allen Größen zur Verfügung stehen, dazu Grafikelemente, die Einbettung von Illustrationen und dergleichen. Das alles ist nichts Schlechtes, aber größtenteils irrelevant, wenn man Romane oder Kurzgeschichten schreibt. Die Bedürfnisse von Autoren spielen in den üblichen Textprogrammen wie Microsoft Word, LibreOffice, Apple Pages usw. praktisch keine Rolle.

Deshalb sind, als die Computer auf unseren Schreibtischen allmählich leistungsfähig genug geworden sind, in den letzten beiden Jahrzehnten mehr und mehr Programme auf den Markt gekommen, die explizit für Autoren gedacht waren. Tatsächlich ist das Angebot mittlerweile schier unüberschaubar, auch wenn einige Programme inzwischen schon wieder vom Markt verschwunden sind.


Meine Empfehlung

Das meiner Ansicht nach beste dieser Programme ist
Papyrus Autor. Entwickelt auf der Basis einer Textsoftware, die seit etwa dreißig Jahren auf dem Markt ist, bietet es nicht nur viele nützliche Funktionen für Autoren, die man nirgendwo sonst findet, es stellt »nebenbei« auch eine komplette professionelle Textverarbeitung dar und deckt damit als einziges mir bekanntes Programm den gesamten Prozess der Entstehung eines Buches ab, von der ersten Idee, die man mal eben rasch festhält, über deren Ausarbeitung, das Schreiben selbst, die Phase der Überarbeitung, allein oder im Austausch mit einem Lektor, sogar bis hin zur druckfertigen Gestaltung eines Buches, falls man es selbst herausgeben will.

Oder um es auf einen einfachen Nenner bringen: In meinen Augen ist das
die Textverarbeitung für Autoren schlechthin. Weswegen ich damit arbeite.



Was macht Papyrus Autor zu etwas Besonderem? Allgemein gesagt: dass in diesem Programm Dinge zu Ende gedacht sind, die andere Programme nur anreißen.


Funktionen, die man schon immer vermisst hat

Zum Beispiel die
Rechtschreibprüfung. In allen Textprogrammen, mit denen ich vor Papyrus zu tun hatte, habe ich (und ich weiß, dass es den meisten Autoren so geht), falls eine Rechtschreibprüfung eingebaut war, diese immer abgeschaltet, denn wenn da ein Fehler angemahnt wurde, war es praktisch immer so, dass sich die Rechtschreibprüfung irrte, nicht ich – während die Fälle, in denen ich mich irrte, unbemerkt blieben. Als ich anfing, mit Papyrus zu schreiben, habe ich zum ersten Mal erlebt, dass es sich lohnt, darauf zu achten, was es unterkringelt, denn meistens stelle ich fest: Das Programm hat recht! Der Trick ist, dass Papyrus schlicht und einfach den DUDEN-Korrektor integriert hat, was in Sachen Rechtschreibkorrektur ein Unterschied ist wie Tag und Nacht. Im Vergleich dazu sind alle anderen Rechtschreibkorrekturen – egal ob Word, Open Office oder macOS – bestenfalls Amateurliga.

Überdies kann man verschiedene Normen einstellen – alte Rechtschreibung, konservative, progressive, Dudenempfehlung usw. – und ist so für alle Fälle gerüstet. (Übrigens hat R.O.M. logicware – die Firma, die Papyrus Autor macht –, diese Fehlerkennzeichnung per Unterkringelung, die heutzutage überall üblich ist, erfunden!)

Doch das ist nur ein Detail von vielen. Papyrus Autor hat eine Menge Features, die man sonst nirgends findet.

Zum Beispiel ein
Klemmbrett neben dem Text: Darauf kann man Textpassagen, von denen man merkt, »oh, das passt an der Stelle nicht«, ablegen zur späteren Verwendung – einfach markieren, rüberziehen, und schon sind sie angepinnt. Genauso einfach zieht man sie an anderer Stelle wieder in den Text hinein. Ich weiß gar nicht, wie ich je ohne das ausgekommen bin. Beliebig viele, beliebig große Textpassagen sind möglich. Ein ganzes Kapitel mal eben zwischenlagern? Kein Problem. Auch Notizzettel lassen sich anbringen, wahlweise auf dem Klemmbrett (wo sie immer sichtbar sind – ideal z.B. für Listen von Dingen, die noch passieren müssen im Roman) oder neben dem betreffenden Text am Rand (wie ein »Post-It« ungefähr). Daran gewöhnt man sich schnell, was man vor allem daran merkt, wie sehr einem diese beiden Funktionen fehlen, wenn man mal mit einem anderen Programm arbeiten muss.

Oder die Funktion
»Text mumifizieren«: Oft ist man sich in der Überarbeitungsphase nicht sicher, »gehört der Satz/Abschnitt/das Wort rein oder besser nicht?« In Papyrus braucht man solchen Text nicht zu löschen, man kann ihn einfach »mumifizieren«. Dadurch verschwindet die Passage – und wenn man merkt, oh, war anders doch besser, holt man sie einfach wieder zurück!

Oder so »Kleinigkeiten« wie eine
intelligente Leerzeichenkontrolle beim Einfügen von Texten: Dass da eben nicht auf einmal zwei Leerzeichen sind und auf der anderen Seite keines. Wenn man erst mal eine Weile damit gearbeitet hat und dann wieder in einem anderen Textprogramm unterwegs ist, merkt man, wie sehr einen die diesbezügliche Dummheit aller anderen Programme immer genervt hat.

Oder einen
Thesaurus, der nicht nur Unmengen von Synonymen kennt, sondern auch Antonyme (also Wörter, die das Gegenteil bezeichnen). Und den man selber ergänzen kann, wenn man will.

Nebenbei stellt Papyrus Autor eine komplette
Office-Suite dar: In seinen Tabellen kann man rechnen wie in Spreadsheet-Programmen, es gibt eine integrierte Datenbankfunktion usw. Es gibt Leute, die ihre komplette Firma damit organisieren, von Kundendatenbank über Angebotskalkulationen bis zur Geschäftskorrespondenz – nicht uninteressant, da ein Schriftsteller ja nebenbei auch eine Art Kleinunternehmen ist –, aber diesen Bereich habe ich, offen gestanden, selber noch nicht erforscht.

Was noch? Papyrus Autor ist
schnell – ob zehn oder tausend Seiten, das macht fast keinen Unterschied. Auf Messen zeigen die Macher gern, wie sie mal eben den Text der gesamten Bibel laden und das Programm dabei kein bisschen ins Schwitzen kommt. Es ist außerdem, was man im Englischen »rock-solid« nennt: Es stürzt so gut wie nie ab, speichert automatisch zwischen und rennt und rennt und rennt. Es exportiert PDF, Word-DOCX, HTML, RTF, ODT und noch ein paar andere Formate, importiert die natürlich auch; und wie gesagt, manche Leute erzeugen mit Papyrus Autor Druckvorlagen für Bücher, die anstandslos direkt in die Maschine laufen können. Man kann Inhalts-, Stichwort-, Bilder-, Literaturverzeichnisse erstellen, Serienbriefe, Fußnoten, Endnoten, interne Hyperlinks, externe Hyperlinks ... Was immer das Herz begehrt, könnte man sagen.

Und bei all dem haben wir die Funktionen, die speziell für Schriftsteller und andere Richtig-viel-Schreiber gedacht sind, noch nicht mal berührt.


Funktionen für Autoren

Die wichtigste – und, soweit ich das sehe, weltweit einzigartige – Funktion ist, dass »Papyrus Autor« eine
Stilanalyse-Funktion enthält, die im Wesentlichen eine automatisierte Umsetzung meiner »10-Punkte-Text-ÜV« ist und damit diese Methode weitaus leichter einsetzbar macht, als wenn man sie von Hand durchführt. Darüber hinaus kann man sich von der Lesbarkeitsanzeige anzeigen lassen, wie leicht oder schwer lesbar das ist, was man geschrieben hat.

(Falls Sie sich fragen, ob dieser Teil des Programms auf mich zurückgeht: Ja, in der Tat habe ich den Machern von Papyrus in den letzten anderthalb Jahrzehnten immer wieder Vorschläge gemacht, und sie waren so freundlich, sie aufzugreifen und umzusetzen. An den Verkäufen des Programms bin ich jedoch in keiner Weise beteiligt; mein Interesse an der ganzen Sache liegt darin, dass ich natürlich will, dass es Papyrus Autor noch viele Jahrzehnte gibt und ich damit weiterhin arbeiten kann. Aber wenn es anderen Autoren dabei hilft, bessere Bücher zu schreiben, dann ist mir das in meiner Eigenschaft als Leser natürlich auch recht.)

Papyrus Autor bietet mit seinem
»Navigator« eine extrem leistungsfähige und sehr flexibel anpassbare Gliederungsübersicht an, mit Markierungsmöglichkeiten wie »Szene fertig« oder »hier noch überarbeiten«, farbigen Kennzeichnungen, Links zu Recherchematerial und vielem mehr.

Recherchematerial? Falls Sie mit Papyrus Autor z.B. Ihre Doktorarbeit verfassen, können Sie Internetquellen, Auszüge aus Büchern, Notizen, Bilder, was auch immer in einer
Recherchedatenbank zusammentragen und verwalten und Zitate direkt in den Text einfügen. (Ich verkneife mir an dieser Stelle den Seitenhieb, der sich anböte …)

Wenn Sie, wie ich, Romane schreiben, können Sie eine
Figurendatenbank nutzen, um Ihre Romanfiguren auszuarbeiten, mit passenden Bildern zu illustrieren und so weiter, und all diese Informationen stehen Ihnen jederzeit zur Verfügung, indem Sie im Text auf den Namen der Figur klicken. Auch Orte und Dinge lassen sich in derselben Weise verwalten, darüber hinaus können Sie beliebige weitere Datenbanken für andere Bereiche anlegen, die in Ihrem Roman eine Rolle spielen.

Unentbehrlich sind die
Kommentare, die man an beliebigen Textstellen anbringen kann und die nicht nur am Rand des Dokuments erscheinen, sondern auch im Navigator, d.h. man kann Anmerkungen wie »Nachschauen, ob das Datum stimmt« oder »Diese Passage streichen?« der Reihe nach abarbeiten, die Kommentare löschen, wenn sie erledigt sind, und wenn keine Kommentare mehr im Navigator zu sehen sind, ist man durch.

Eine weitere, großartige Funktion sind die
Denkbretter, von denen man zu jedem Text beliebig viele anlegen kann: Stellen Sie sich eine Art unendlich große Zeichenfläche vor, auf der Sie Ideen, Gedanken, Notizen aller Art »kritzeln« (natürlich kritzeln Sie nicht wirklich, sondern benutzen Ihre Tastatur und Ihre Maus), mit Pfeilen und Linien untereinander verbinden, mit Icons, Farben usw. versehen, zu Gruppen anordnen, hin und her schieben können, bis ein Bild Ihrer Romanhandlung, der Beziehungen Ihrer Figuren untereinander oder der Thesen Ihres Essays entstanden ist. Das Beste dabei ist, dass Sie das Denkbrett direkt neben Ihrem Text einblenden und mit Blick auf die dortigen Notizen schreiben können.

Nicht unerwähnt bleiben soll der
Zeitstrahl, eine Übersicht, mit deren Hilfe man Textabschnitte (in der Regel Szenen) minutengenau in der Zeit verorten kann. Damit lässt sich z.B. verhindern, dass Figuren zur gleichen Zeit an zwei Orten auftreten, was in Geschichten ohne Zeitmaschine peinliche Fehler wären: Wer raffinierte Plots in der Art von Agatha Christie austüftelt, wird diese Funktion zu schätzen wissen. (Ich persönlich nutze den Zeitstrahl meistens nicht, aber meine Plots sind auch nicht so raffiniert wie die der »First Lady of Crime«. Man muss ohnehin nicht alle Funktionen eines Programms nutzen; das macht man ja nicht mal bei seiner Waschmaschine.)

Was noch? Man kann
Textmakros hinterlegen, also Kürzel, die sich automatisch in z.B. lange, komplizierte Figurennamen verwandeln. Man kann für fast alle Funktionen Tastenkombinationen nach Gusto selber festlegen. Man kann sich auf Knopfdruck nur die Dialoge in seinem Manuskript anzeigen lassen.

Es gibt ferner allerlei ausgefeilte
Statistikfunktionen sowie eine einstellbare Fortschrittsanzeige (ein Balken in der Statuszeile, der einem normalerweise anzeigt, dass man mit seinem Roman hinter dem Zeitplan zurück ist). Man kann Textmarken setzen, zu denen man auf Knopfdruck springen kann. Man kann sich von jedem einzelnen Absatz seines Textes anzeigen lassen, wann man ihn das letzte Mal bearbeitet hat.

Es gibt auch (für den professionellen Einsatz unentbehrlich, wenn man mit einem Lektor zusammenarbeitet) eine
mit Word kompatible Änderungsverfolgung: Man exportiert sein Manuskript als Word-docx-Datei, die man dem Lektor schickt; wenn dieser seine Vorschläge eingefügt und sie wieder zurückgeschickt hat, importiert man sie wieder in Papyrus, sieht dort seine Änderungen und Anmerkungen und kann den Text in gewohnter Weise weiter überarbeiten.

Man kann gelungenen Textpassagen den Status
»geschützt« zuweisen und sie so vor versehentlichen Änderungen bewahren, und man kann seinen Text, egal in welcher Formatierung man ihn schreibt (und jeder Autor hat da seine eigenen Marotten!) per Klick auf einen Button automatisch in Normseiten umwandeln lassen, ehe man seinen Lektor oder sonst jemanden damit behelligt. (Wobei die Originaldatei dabei unverändert bleibt, die Fassung im Normformat ist eine Kopie. Und falls einem irgendein Detail des Normseitenformats nicht gefällt, kann man es auch ändern.)

Und wahrscheinlich habe ich jetzt immer noch etliche Funktionen unerwähnt gelassen. Sei’s drum.


Am besten: Testen!

Falls ich Sie mit meinen Lobeshymnen in Versuchung geführt haben sollte, sich Papyrus Autor mal näher anzuschauen, dann können Sie das problemlos tun: Auf der Website
www.papyrus.de finden Sie eine Demoversion, mit der Sie zeitlich unbegrenzt und damit in aller Ruhe ausprobieren können, wovon ich hier rede (begrenzt ist nur die Zahl der Seiten, die man damit ausdrucken kann). Das ist der beste Weg, um herauszufinden, ob Papyrus Autor auch etwas für Sie ist.

Natürlich kostet das Programm Geld, auch Softwareentwickler müssen leben. Aber bekanntlich spart man am falschen Ende, wenn man an seinem Werkzeug spart. Und allzuviel Werkzeug braucht man ja nicht als Autor. Aber ein paar spezielle Sachen braucht man, mit denen man im normalen Bürobetrieb eher nichts anfängt, und das, was man braucht, muss funktionieren. Und das tut es hier.

Papyrus Autor gibt es für Windows und Mac.
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