Elizabeth George
Wort für Wort
oder Die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben.
Tja. Hätte ich auch nicht geglaubt, daß ich mal freiwillig ein Buch von Elizabeth George von Anfang bis zum Ende durchlesen würde, und auch noch in einem Rutsch! Aber hier war es so. Des Rätsels Lösung: Es ist kein Roman über Inspector Lynley, sondern ein Buch über das Schreiben. Ein Buch darüber, um genau zu sein, wie Elizabeth George schreibt. Und um es kurz zu machen: Es ist richtig gut. Was seinen Nutzwert anbelangt, sogar besser als das von Stephen King.
Was das Buch so gut macht, ist eben diese persönliche Haltung. Elizabeth George tritt nicht mit dem Anspruch auf, die allein seligmachende Methode zu verkünden, sondern läßt keinen Zweifel daran, daß sie nur ihre eigene, ganz persönliche Arbeitsweise schildert und es uns überläßt, daraus abzugucken, was uns nützlich erscheint. Sympathisch ist, daß sie, obgleich enorm erfolgreiche Bestsellerautorin, immer noch von Zweifeln geplagt wird, ob sie überhaupt gut schreiben kann (ihre Fans mögen mir verzeihen, aber meinem Gefühl nach sehen manche Zitate aus ihren eigenen Romanen neben Textstellen anderer Autoren tatsächlich eher blass aus), und daraus auch keinen Hehl macht: Auch das gehört zum Dasein eines Schriftstellers.
Nun ist Elizabeth George bekanntlich eine Autorin, die es mit der Charakterisierung und Erforschung ihrer Figuren eher übertreibt (zumindest für den Geschmack männlicher Leser). Schreibanfänger hingegen neigen eher zum Gegenteil, nämlich dazu, es mit der Ziselierung der Handlung zu übertreiben und den Figuren zu wenig Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Kombination macht dieses Buch zum idealen Handwerksbuch besonders - aber nicht nur - für Schreibanfänger, denn ihr Werkzeugkasten für den Umgang mit Romanfiguren ist wahrhaftig beeindruckend und zudem überaus lehrreich geschildert. Doch auch die übrigen Aspekte des Schreibens kommen nicht zu kurz, und alles in allem ist dieses Buch so reichhaltig, daß es mit einmal Durchlesen nicht getan sein wird.
Wer sich mit dem Gedanken trägt, einen Roman zu schreiben, aber nicht recht weiß, wie anfangen: In diesem Buch steht, wie. Wer wissen möchte, worauf man sich einläßt, wenn man Schriftsteller werden will, bekommt zudem einen guten Einblick in den Alltag des Schreibens.
Wenn Sie anfangen zu schreiben und sich vorerst nur ein einziges Buch über das Handwerkliche zulegen wollen, dann nehmen Sie dieses!