Was zu dieser Website zu sagen ist



Von Anfang an haben mich immer wieder Mails erreicht, in denen ich um Rat zu den verschiedensten Dingen rund um das Schreiben gefragt wurde. Da es wenig Spaß machte, immer dieselben Fragen zu beantworten, erschien es mir vor einigen Jahren eine gute Idee, diese einfach alle mal zusammenzutragen samt meiner Antworten darauf, in der Hoffnung, daß mir dann weniger und wenn, dann zumindest neue Fragen gestellt werden. Erwarten Sie also hier nicht das x-te Buch über das Handwerk des Schreibens, sondern eine schlichte Sammlung, die so systematisch oder unsystematisch ist wie die Fragen, die gestellt werden.

Und das ist alles. Ich tue es nicht, um eine gute Tat zu tun. Ich tue es insbesondere nicht, weil ich denke, daß mehr Leute schreiben sollten. (Im Gegenteil, eine Menge Leute sollten es
lassen.) Aber wenn jemand durchaus glaubt, schreiben zu müssen, dann soll er oder sie es tun, und zwar so gut wie möglich.


Darf ich Ihre Webseite als Link auf meiner Homepage verwenden?

Na klar, immer doch. Je mehr, desto besser.


So, nach dem notwendigen Einschmeicheln, kann ich ja jetzt mal zu meinem eigentlichen Anliegen kommen... ;)

Haben Sie ernsthaft das Gefühl, man müsse sich bei mir einschmeicheln, damit ich Fragen beantworte? Es täte mir leid, wenn man diesen Eindruck bekäme, denn es ist bestimmt nicht so.


Besonders die Seite "Übers Schreiben" interessiert mich sehr und ich möchte Ihnen sagen, dass ich etwas Ähnliches bisher nirgends im Netz gesehen habe. Da haben Sie eine wirkliche tolle Idee gehabt!

Das freut mich zu hören, aber es war wirklich reiner Eigennutz. Ich antworte gerne auf Fragen zum Schreiben, aber es fing an zu nerven, daß es immer dieselben waren. Also habe ich meine bisherigen Antworten zusammen mit den Fragen versammelt und, voilà.

Leider kommen nun statt der immer gleichen Fragen welche wie "Wie sieht ein richtiges Manuskript nun ganz genau aus, noch genauer, als Sie das auf Ihrer Homepage an 735 Stellen erläutern?" Aber das habe ich mir vielleicht auch selber zuzuschreiben... ;-)


Ihre Schreibtipps sind realistisch. Bodenständig. Und machen trotzdem Lust, es zu versuchen, also: Es wirklich zu versuchen.

Genau. Und dann ist es so wie bei den Leuten, die in der Kunsthalle vor einem abstrakten Gemälde stehen und sagen, "das könnte ich auch": Wenn man es versucht - also: wirklich versucht - stellt man fest, daß es eben nicht so einfach ist. 


Und dann hat man allen Grund, wirklich beeindruckt zu sein! 


Oder aber: Man probiert es - und kann es tatsächlich. Dann wäre es doch schade, man hätte es nicht versucht.


Mal mit Ihnen einen Abend lang über das Schreiben diskutieren, das wärs!

Wieso? Was wäre das denn? "Eine Stunde, in der man über das Schreiben spricht, ist eine Stunde, in der man es nicht tut." Wer hat das gesagt? James N. Frey? Könnte sein.


Mir ist aufgefallen, dass Sie in Ihren Antworten an einer Stelle Sol Stein, Frey & Co. in Frage stellen und sie dann in den Leseempfehlungen erwähnen. Nicht, dass ich Ihre gelegentliche prinzipiell nicht prinzipielle Ambivalenz nicht bemerkt hätte, aber ich bin da doch etwas gestolpert. Verstehe ich das richtig, dass Sie das, was diese Herren zu sagen haben, zwar für teilweise durchaus brauchbar erachten, aber in kleinen Dosen und keinesfalls als Garant für gutes Schreiben, wie sie es gern behaupten?

Naja, seinen wir doch mal ehrlich: Schon mal ein Buch von Sol Stein in der Bestsellerliste entdeckt? Oder eines von James N. Frey im Feuilleton der FAZ? Ich nicht. 


Wobei ich gar nicht fordere, daß ein guter Lehrer es auch selber gut können muß. Es gibt ja auch gute Trainer, die selber nie Weltklassesportler waren, und trotzdem schwören Weltklassesportler auf ihre Hilfe. 
Man muß die Ratschläge der Schreibgurus nehmen wie Medizin: in der richtigen Dosis. Nicht die ganze Packung auf einmal. Aber auch nicht leichtfertig absetzen. Es ist ein Wechselspiel zwischen Lernen aus eigenem Tun und Lernen von anderen. 


Das gilt übrigens auch für alles, was ich hier sage...!


Warum reden Sie den Leuten eigentlich immer zu, zu schreiben, selbst wenn man aus ihren bescheuert formulierten Fragen schon sehen kann, daß Schreiben einfach nicht ihr Ding sein KANN??

Meine Überzeugung ist, daß Leute deswegen an falschen Träumen festhalten, weil sie aus irgendwelchen Gründen nie ausprobieren, wie es denn tatsächlich wäre, sie zu verwirklichen. Wenn man es nämlich TATSÄCHLICH probiert, dann merkt man sehr bald und sehr sicher, ob das Ding zu einem paßt oder nicht. Und der Witz ist, daß einem das vorher niemand sagen kann: Wenn man zu jemandem, der davon träumt, sagen wir, Popsänger zu werden (sich aber keinen Millimeter darauf zubewegt), sagt "Junge, vergiß es, Deine Stimme klingt wie aus dem Lungensanatorium", dann weckt man nur einen Widerspruchsgeist, der ihn nur um so stärker an dem Traum festhalten läßt. Nein, was man zu ihm sagen muß, ist: "Probier's doch! Mach endlich ernst!"


Und man weiß nie, was wird. Bob Dylan's Stimme klingt ja auch nicht gerade hitverdächtig, nicht wahr? Jeder hat ihn ausgelacht, ihm abgeraten usw. - und ich wette, keiner von denen erinnert sich heute mehr daran, ihn ausgelacht und ihm abgeraten zu haben. 


Bei Möchtegernschriftstellern ist es praktisch immer so, daß sie nur so Filmbilder vom mondänen Schriftstellerleben im Kopf haben (mit Cocktailglas im Pool relaxen und ab und zu dicke Honorarschecks entgegennehmen, sowas in der Art), aber tatsächlich nicht ernsthaft arbeiten. Ich habe mal eine Anekdote gelesen (leider finde ich nicht mehr, wo), in der jemand beschreibt, daß er sich 30 Jahre lang gesagt hat, sein Traumberuf sei Schriftsteller und eines Tages würde er seinen großen Roman schreiben. Dann versetzte ihn eine überraschende Erbschaft in die Lage dazu, und er merkte, daß er es nicht erträgt, lange allein zu sein! Das hätte er wirklich schon 30 Jahre eher herausfinden können - wenn er es nicht beim Träumen belassen hätte! 


Ich selber hatte jahrelang den Traum, Unternehmer zu sein, eine Firma zu haben; ich habe es aber auch beim Träumen belassen. Glückliche Umstände haben es mir ermöglicht - und mir den Tritt in den Hintern verpaßt - es auszuprobieren: praktisch wußte ich aber schon 3 Wochen nachdem es losgegangen war, daß das nicht das Richtige ist. Ich brauchte dann nochmal zweieinhalb Jahre, um den Absprung zu schaffen, aber dafür bin ich nun geheilt von diesem Traum. Und das ist etwas, das mir kein noch so guter Ratschlag hätte verschaffen können. (Ich bedauere diese Eskapade außerdem nicht im mindesten. Man bedauert immer nur Sachen, die man NICHT gemacht hat, das erkannte schon Tolstoi ganz richtig.) 


Deswegen sage ich immer: Probier's doch.


Wäre es vielleicht möglich, dass Sie einfach eine gezippte Version ihrer Homepage als Paket hochladen könnten, so dass ich mir alles mit einem Mal herunterladen könnte?

Ich werde das oft gefragt, habe mich aber dagegen entschieden. Erstens, weil so ein ZIP-File doch noch mal ordentlich Platz wegnehmen würde, zweitens und vor allem aber, weil ich diese Hamstermentalität bei mir selber kenne: Runterladen, haben, gut. Nie mehr angucken. 


Die Besucher meiner Seite sollen in den Fragen einfach ein bißchen herumsurfen, bis ihnen eine Antwort einen Anstoß gibt, und dann erst mal diesen Anstoß verwerten. Meine FAQ-Seite ist ja kein Fernkurs oder so etwas, und Sie werden nicht dadurch besser, daß Sie alles lesen, sondern dadurch, daß Sie irgendwas davon für sich umsetzen. Und sei es nur eine kleine Sache.


Ich habe ein paar Widersprüche auf Ihrer Website über das Schreiben gefunden.

Ich antworte immer aus der Situation heraus; Widersprüche sind daher nicht zu vermeiden. Sie ersehen daraus, dass es keinen unverrückbaren Regelkanon gibt und dass alles nur meine persönlichen Einschätzungen sind.


Ich hoffe diese Mail findet sich nicht als FAQ-Punkt mit einem \"Nein, weil...\" als Antwort wieder. Das ist auf Ihrer Homepage wie eine öffentliche Hinrichtung für die Fragenden.

Na, jetzt mal halblang. So richtig fies werde ich doch nur bei den Zumutungen, und immerhin nenne ich keine Namen. Und ein paar Knüffe und Püffe muß man schon vertragen in diesem Geschäft. 




Gibt es keine, hmm, überraschenderen Regeln als das, was Sie auf Ihrer Homepage erklären?

Nein. 


Letztlich ist gutes Schreiben eine Sache des Gefühls fuer Sprache und Dramaturgie. Alle Regeln sind ungefähr so einzuschätzen wie die Regeln der Rhetorik: Anhaltspunkte, keine Gesetze.


Ich persönlich hätte wahrscheinlich solch eine Seite nicht aufgezogen. Ich wäre wohl zu geizig mit meinem Wissen und würde alles für mich behalten wollen.

Nicht umsonst ist Geiz eine der Todsünden. Ich mache die Erfahrung, daß ich um so mehr dazulerne, je mehr ich Wissen weitergebe, und zwar um ein Vielfaches. Keine Ahnung, wie das geht, aber es ist so. Also wäre ich doch blöd, ich würde es nicht tun, oder?


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