Was sonst nirgends hineinpaßte



Ich habe einen Vertrag bei einem Verlag erhalten. Im besten Fall kommt ja tatsächlich ab und zu mal eine Überweisung vom Verlag. Muß ich nun ein Gewerbe anmelden? Muß ich von dem Honorar irgend eine Steuer abführen? Was können Sie zu der steuerlichen Seite sagen?

Sie müssen kein Gewerbe anmelden, da schriftstellerische Tätigkeit eine freiberufliche Tätigkeit ist. (Allerdings gibt es momentan Überlegungen, auch Freiberufler der Gewerbesteuerpflicht zu unterwerfen.) 
Aber natürlich müssen Sie für Verlagshonorare wie für jedes andere Einkommen auch Steuern bezahlen. Es ist ein Nebeneinkommen, und ob Sie nebenher einen Wohnwagen vermieten, mit Aktien handeln oder Bücher schreiben ist dem Finanzamt egal: es will seinen Teil. Falls Sie noch keine Steuernummer haben, müssen Sie dann eine beantragen (formloser Brief ans Finanzamt) und künftig alljährlich eine Steuererklärung abgeben. Aber das machen Sie sicher sowieso, oder? Dann kommt bloß ein zusätzliches Formblatt dazu. Sagt Ihnen Ihr zuständiges Finanzamt, wenn Sie anrufen.


Wie kommt man an Stipendien und Förderungen?

Au, tut mir leid. Vor dem Thema Stipendien und Förderungen stehe ich selber wie der sprichwörtliche Ochs vorm Berg, finde es vollkommen unübersichtlich.

Für das Stipendium der Arno-Schmidt-Stiftung wurde ich vorgeschlagen. Ohne mein Wissen, ich wußte nicht mal, daß es das gibt. Ich habe einfach eines Tages einen Brief gekriegt mit der frohen Botschaft. Kaum zu glauben, was?


Haben Sie schon einmal daran gedacht einen Roman mit einem Co-Autor zu veröffentlichen?

Offen gestanden ist einer der Aspekte am Schriftstellerdasein, den ich am meisten schätze, der, daß ich völlig allein arbeiten kann und mit niemandem zusammenarbeiten MUSS. (Später dann mit einem Lektor; das geht grad noch so.) Ich bin ein gräßlicher Zusammenarbeiter, despotisch, rechthaberisch, unleidig und unerträglich, wenn es um Geschichten geht, und an entsprechenden Versuchen sind schon Freundschaften zerbrochen. Also: Lieber nicht.



Ich bin Anfang zwanzig und habe gerade erst mein Studium der Klassischen Philologie und Anglistik begonnen, einfach deswegen, weil ich mich schon immer sehr für Sprache, auch für fremde Sprachen begeistert habe. Unheimlich gerne würde ich deswegen auch in diesem Bereich arbeiten. Leider stelle ich jedoch fest, dass es im Studium nicht so sehr um die mich faszinierende sprachwissenschaftliche Seite (Semiotik etc.) geht, sondern mehr um die literaturwissenschaftliche, die mir eigentlich überhaupt nicht liegt. Ich befürchte, durch ein solches Studium eventuell das Interesse an meinem eigenen Schreiben zu verlieren; immerhin sprachen Sie von den Gefahren eines "inneren Editors". Andererseits möchte ich mein Interesse an fremden Sprachen nicht begraben müssen. Würden Sie mir daher eher zu einem anderen Studium raten oder vielleicht dazu, einfach die sprachwissenschaftliche Anteile schwerpunktmäßig zu betonen, oder zu etwas ganz anderem?

Ich fürchte, ich bin nicht kompetent, Ihnen hier irgendetwas zu raten. Mit Fremdsprachen habe ich mich schon immer schwer getan - nie im Leben wäre es mir eingefallen, etwas in diese Richtung zu studieren -, und mein eigenes Studium habe ich auch hauptsächlich als die grandioseste Verschwendung von Zeit und Geld in Erinnerung, die ich mir im Leben geleistet habe. Entsprechend voreingenommen bin ich, und egal was ich sage, Sie sollten ohnehin nicht auf mich hören. Also sage ich besser gar nichts :-)

Aber fragen Sie weiter! Die Wahl des Berufs und die Wahl des Ehepartners sind die beiden wichtigsten Entscheidungen im Leben, und da ist keine Sorgfalt und Mühe groß genug.


Ich bin ein langsamer Leser (in etwa Vorlesetempo) und habe den Verdacht, dass das fuer Autoren ungewöhnlich ist. Wie sieht das bei Ihnen aus? Halten Sie langsames Lesen fuer einen Hemmschuh beim Schreiben?

Ich bin ein rasend schneller Leser, schon immer gewesen, brauche für einen Roman 1-2 Abende. Aber ich glaube nicht, dass das für das Schreiben irgendwie wichtig ist. (Und wenn - was wollten Sie denn ändern??) Manchmal muss ich mich zwingen, langsam zu lesen, um Feinheiten eines Textes zu studieren; möglich also, dass Sie da sogar einen Vorteil haben.


Ein Problem quält mich zunehmend. Bei mir passen Schreiben und Reden nicht zusammen. Beim Schreiben formuliere ich genauer und nuancierter als beim Reden, bei dem ich aus Befangenheit und momentanem Unvermögen häufig auf Klischees zurückgreife. Das empfinde ich zunehmend als Makel. Zumal ich denke, dass jemand, der seine Texte ernst genommen haben möchte, auch im gesellschaftlichen und beruflichen Umfeld "wortgewaltig" auftreten müsste.

Dieses Problem braucht Sie nicht zu quälen, denn Sie befinden sich im Irrtum: Reden zu können und Schreiben zu können sind zwei ganz verschiedene Dinge, und keineswegs bedingt eines das andere. Ich kenne zahlreiche Autoren, die wortgewaltig schreiben können, im direkten Gespräch aber... nun ja, eigentlich beinahe Autisten sind. Ich habe im Gegenteil den Eindruck, daß viele Autoren nur deshalb schreiben, weil sie sich mündlich NICHT ausdrücken können.

Sie werden relativ wenige Menschen finden, die zugleich gut schreiben und gut erzählen können. (J.R.R. Tolkien war so ein Talent, heißt es.) Die meisten Menschen können entweder das eine oder das andere. Ein guter Bekannter von mir - wenn der aus dem Stegreif erzählt, Urlaubserlebnisse etwa oder auch nur skurrile Begebenheiten des Alltags, dann liegt man flach am Boden vor Lachen und meint nachher, man wäre dabeigewesen. Doch wehe, er schreibt etwas! Unerträglich.

Ich selbst komme einigermaßen zurecht als Redner, aber das kommt nicht vom Schreiben, sondern daher, daß ich lange Jahre als Dozent tätig war und also das REDEN geübt habe. Vor dieser Zeit war ich eher maulfaul, kurz angebunden und als Gesprächspartner ein Schlafmittel.


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